Sonntag, 30. März 2008

Grübeleien im Rückblick

Gegen fruchtloses Grübeln hilft gedanklich Hände in die Hüften stemmen und ran an die Probleme, sagte meine Therapeutin. Den Luxus einer Therapeutin habe ich mir vor 2 Jahren schon mal geleistet, zwei Sitzungen. Natürlich hätte ich billigere Ratgeber gehabt. Zum Beispiel gute Freundinnen.
Bei ihnen wollte ich jedoch meinen "Hans-Dampf-Ruf" nicht ruinieren.
Eine höhere Macht wollte ich nicht bemühen, wer immer unsere Geschicke lenkt, hat schwerwiegendere Aufgaben zu lösen.
Den Meinen wollte ich auch nicht in meine zu diesem Zeitpunkt etwas wirre Gefühlswelt hineinziehen. Ich nenne ihn den Meinen, weil sein Name in diesen Notizen nichts zu suchen hat.
Zu speziell für Männer.
Spirituelle Zwiegespräche mit meiner Mutter da oben wären sicher auch aufschlussreich gewesen. Schließlich hat sie in 92 Jahren Erdendasein Erfahrung gesammelt. Aber ich habe ihr schon zu ihren Lebzeiten nicht alles erzählt.

Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich alles infrage stellte. Mein bisheriges Leben, Vergangenheit, Zukunft, die immer begrenzter wird. Meine einstigen Träume und deren Nichterfüllung. Die Liste war und ist sehr lang.

In dieser Verfassung stand mein runder Geburtstag an. Ein mehr eckiger als runder.
Kurze Zeit später folgte ein sehr rundes Hochzeitsjubiläum. Dieses Jubiläum bewundern meine Söhne aufrichtig.
Das alles könnte mir als Alterspanik ausgelegt werden. Alterspanik, eine grauenhafte Bezeichnung. Klingt nach behaarter Warze und Hammerzeh. Dabei wollte ich eine liebenswürdige alte Dame werden. Aber doch nicht jetzt schon.
Komisch, vor noch nicht langer Zeit verband ich mit Älterwerden keinerlei negative Gedanken.
In den letzten Jahren schießen Bücher, Beiträge im Fernsehen und Illustrierten von 50- ja 40-jährigen Frauen wie Pilze aus der Erde, die sich mit dem Älterwerden auseinandersetzen.
Das könnten meine Töchter sein. Woher kommt diese verfrühte Panik. Welche Wirkung hat
diese Angst auf die Generation vor ihnen? Auch über sechzig sind nicht alle Konflikte vorbei.
Das Altern finden nur äußerlich statt. Das habe ich nicht nur gelesen, ich empfinde es auch so.

Mich empört, wenn Bevölkerungsumfragen sich nur an Leute bis 59 Jahre wenden oder wenn ein Vertreter teure Haushaltgeräte zwei Stunden schweißgebadet vorführt, um dann erschrocken zu erklären, dass in dem Alter keine Teilzahlung mehr unter Vertrag genommen werden kann.
Er hatte seine Kunden in spe jünger eingeschätzt. Seine Firma geht davon aus, dass der ältere Käufer das Zeitliche segnet, ehe er seine Verbindlichkeiten bezahlt hat.

Wenn in einschlägigen, seriösen Illustrierten von älteren Frauen berichtet wird, dann geschieht das anerkennend, respektvoll, selten selbstverständlich. Ich wünschte mir eine Illustrierte, die von flotten, aufgeschlossenen Leuten über 60 Jahre gestaltet wird und die andere Themen behandelt als die Apothekerzeitschrift.

Möglich, dass es Frauen in meinem Alter gibt, vielleicht die Enkel aufziehen, die so in ihrer Aufgabe aufgehen, dass sie nicht nachdenken. Obwohl ich meine Enkel sehr liebe, gehöre ich nicht zu denen.Und viele meiner Bekannten auch nicht.
Ich gehöre auch nicht zu den meist Prominenten, die ihr reiches, prall gelebtes Leben rühmen,so dass sie dem Alter, ja ihrem Ende, gelassen entgegenblicken. So sagen sie zumindest.
Diese Leute beneide ich ehrlich.

Ich habe bis vor kurzem gedacht, das Beste kommt erst noch. Wenn ich zurückdenke, dann sind viele Jahre in ein Loch gefallen. Warum habe ich nicht mehr daraus gemacht.
Was genau, kann ich leider auch heute nicht sagen.

Alles Denken, alles Fühlen und alle Aktivitäten auch in späteren Jahren hängen jedoch mit der körperlichen und geistigen Verfassung zusammen. Die Gesundheit entscheidet letztendlich, was wichtig und was zur Nebensache wird.
Aber das wird wieder ein neuer Monolog.

eine Woche Enkeltochter

Mit Siebenjähriger noch immer anstrengend aber doch probemloser als mit jüngeren Kindern.
Der Tagesablauf gestaltet sich anders. Viel gelacht, schlagfertiges Mädchen.
Schlechte Fragestellung von mir: "Was macht deine Flöte?" Antwort: "Weiss ich nicht im Moment, vielleicht ist sie im Kino!"
PC für sie keine Hürde, Spiele im Internet. Kann noch von ihr lernen. Lustig aber auch sehr
sensibel.
Von ihren Eltern geplant, dass sie mit ICE 600 km allein zurück fährt. Wir sollten sie in den
Zug setzen. Betreuung auf dieser Strecke nicht möglich. Hat mir nachts den Schlaf geraubt,
bis zum Entschluß, sie zu begleiten und mit nächstem ICE am gleichen Tag zurückzufahren.
Gute Entscheidung, bestätigt vom Zugbegleitpersonal und auch von der im vollen Zug
vorgefundenen Situation.
Von ihrem Papa mit inzwischen wieder gesunden kleinen Schwester abgeholt. Liebevolle
Verabschiedung und Einsicht, dass die Selbständigkeit einer Siebenjährigen nicht überschätzt
werden sollte.

Dienstag, 25. März 2008

Osternachlese

Die 4-köpfige Familie eines meiner beiden Söhne war angesagt. Es sollten fröhliche Ostern werden. Für die Kinder Eier im Garten und für die Erwachsenen schöne Stunden, weil, durch die große Entfernung selten und daher kostbar.

Schneeschauer und Nässe haben den ersten Teil des Spaßes verhindert. War nicht das größte Problem. Schwiegertochter krank, das Jüngste Scharlach.Kindernotarzt.
Bei der älteren Tochter ähnliche Befürchtung, zum Glück unbegründet.


Vorzeitige Abreise, das gesunde Mädchen für eine Woche als Gast bei uns, um der Ansteckung zu entgehen.


Vor der Abreise Spaziergang und gutes Gespräch mit Sohn, Grundsätzliches und Notwendiges.

Große Harmonie und tiefe Dankbarkeit für beide Söhne. Alles scheint danach weniger schwierig. Gesamtfamiliengespräch wird folgen.



Dienstag nach Ostern einstündige Behandlung bei Naturheilpraktiker. Nicht unangnehm, Einbeziehung des gesamten Körpers. Wirkt eher leicht und flüchtig und hat doch total entspannende Wirkung, kurzzeitiges schläfriges Wegtreten.
Wirkung danach allerdings kaum spürbar. Einzig das, dass ich in der folgenden Nacht nicht wie üblich, nach 2 Stunden aufgewacht bin.
Irgendwie hat die Behandlung eine Intimität die mich blöderweise fast peinlich berührt. Das ist mein altersbedingtes entschwindendes Selbstbewußtsein.
Ich fürchte - ohne geringste Anzeichen in diesem Fall - dass, gleich ob Arzt oder Therapeut, junge Menschen lieber behandelt, weil die Ergebnisse erfolgsversprechender sind.

Freitag, 21. März 2008

Karfreitag

Das Kar steht für Kummer. Nachvollziehbar. Für Christen sowieso und weniger tiefschürfend im
Jahr 2008 für alle die, die sich auf schöne Urlaubstage gefreut haben. Sauwetter und hundekalt,
also ein tierisches Ostern.
Für mich war die vergangene Nacht schlimm, eine Kummernacht. Ich wollte meine Monologe langsam angehen, wenig jammern aber die seit Jahren zunehmenden Schmerzen haben mich zu sehr gebeutelt.
Von den Beinen beginnend durch den ganzen Körper. Noch vor einem Jahr war der Schmerz auf
kürzere Zeit begrenzt.Ich konnte ihn am folgenden Tag vergessen. Inzwischen nimmt er auch am Tag von meinen Gedanken Besitz. Er nistet sich ein. Das macht mir Sorgen. Ich weiss
nicht, was die wirkliche Ursache ist und ungefähr zehn Ärzte bisher in fünf Jahren wissen es auch nicht.
Natürlich halte ich weiter dagegen, nicht nur mit Tabletten. Versuche es auch mit Sport, mäßig
vorerst, altersgerecht. Muskelaufbau kann nach vielen faulen Jahren nicht schaden. Und Gewicht halten, möglichst reduzieren. 3 kg würden reichen, bei mehr kommt die Eitelkeit
ins Spiel, die fehlende Spannkraft wird dann auch äußerlich sichtbar.
Noch immer eitel, trotz massiver Probleme,. Halte ich für ein gutes Zeichen.

Donnerstag, 20. März 2008

Gründonnerstag, 20. März 2008

"Es ist nichts so schlimm, dass es nicht noch schlimmer werden könnte. "
Klingt nicht sehr tröstlich im ersten Moment, ist es aber. Weil es stimmt und weil es sich über viele Jahre als Lebensmotto für mich bewährt hat.
Vor einigen Jahren war es ein anderes Zitat, das mich beeindruckt hat. Seither versuche ich, es zu beherzigen. "Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen." Den Verfasser kenne
ich nicht, bin ihm oder ihr jedoch dankbar.

Diese Gegenwind-Monologe sollen so ein neuer Anfang sein. Ich möchte mich gegen einiges
stemmen, gegen die negativen Seiten des Älterwerdens, gegen Gedanken wie "was hat mir
dieser Tag genommen", sie austauschen gegen "was hat mir dieser Tag geschenkt".

Ich möchte das Grübeln über Unsinniges und Sinniges tauschen gegen das Schreiben
über Unsinniges und Sinniges.

Ich weiss heute noch nicht, ob mein Elan, meine Geduld und Ausdauer dazu reichen. Wenn ich
es nicht versuche, kann ich es nicht erfahren.

der schwierige Anfang

Gegenwind ist zu verkraften, im Gegenteil, er fordert heraus, sich dagegen zu stemmen.
Schwieriger wird es, wenn ein Orkan aufzieht.

Gegenwind Monologe

"Als Pseudonym finde ich Clara-Marie ganz passabel, besser und passender als Schweinsohr oder Zuckerschnecke.
Für Tagebuchaufzeichnungen einen kurzen, zündenden Namen zu finden, der Neugier macht oder an dem keiner vorbeikommt, ist weitaus schwieriger, wenn es nur ein Wort sein soll.
Als Synonym für Tagebuch: Tages-Countown, täglicher Dadaismus, persönliches Digest, Gedankendschungel, täglicher Gedankensalat, Jammermonolog, Jammerkladde, tägliche Plus- und Minus-Monologe, täglicher Status quo, Gegenwind-Monologe, Alltags-Persiflage.
Du siehst, ich habe mich mit wenig Erfolg regelrecht abgeschuftet.
Vielleicht kannst du aus den Vorschlägen was umstellen - ein kurzer Einstieg in
den Text ist dann wesentlich einfacher, glaub ich. Es reizt mich schon, was du da vorgeschlagen hast. Irgendwie kann ichs eben doch nicht lassen."


Das war eine mail an meinen Sohn, der mir die Tagebuchaufzeichnungen empfohlen und eingerichtet hat.